25. Februar 2018

Radikale Ideen

»Radikale Ideen« sind keine gefestigten Meinungen, keine strikte Forderungen, aber auch nicht bloß Spinnerei. Mögen sie wie Polemik treffen, aber nicht verwunden. Ideen sind Denkanstöße. Meist geht es mir um Demokratie und Effizienz. Also bitte, frei durchnummeriert:

1. Rezepte maschinenlesbar machen und – wenn der Patient zustimmt – elektronisch übertragen, bis hin zur Apotheke, die die Medizinen dann schon bereithält, wenn sie abgeholt werden. Ich habe das voriges Jahr in Kalifornien erlebt, völlig problemlos. In Deutschland ist schon das Faxen von Rezepten staatlich untersagt (2013: https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/recht/article/849739/rezepte-diesen-faellen-duerfen-aerzte-faxen.html). Ist der Staat dem Schutz von Ineffizienz verantwortlich – weil selbst Experte?
   Dauerrezepturen auf der Chipkarte eintragen, damit periodisch wiederholte Rezepte unnötig werden. – doch leider ist die sogenannte »Gesundheitskarte« mit Chip nur ein teurer Fake.

2. Führerscheine liberalisieren. Zumindest sollten konkurrierende Organisationen Führerscheine ausgeben können, nicht nur ein Amt in der Gemeinde. Die horrenden Kosten würden drastisch sinken. Und nach ein paar Jahren könnte man Statistiken machen, welche Zulassungsorganisation weniger Unfälle bringt. In Amerika braucht man keine Fahrschule zu machen, nur fahren muss man können und die Regeln kennen. In Colorado kostet ein Führerschein zur Zeit 27 Dollar und kann mit einem einzige Besuch beim Department of Motor Vehicles erledigt werden, Details hier.
   Radikal wäre, Führerscheine gänzlich abzuschaffen, und jeden Fahrer (wie heute schon) zivil- und strafrechtlich für sein Handeln verantwortlich sein zu lassen.
   Mehr zum Thema hier.

3. Zumindest türkische Grundschulen einführen. In Deutschland leben rund drei Millionen Türkischstämmige – knapp 4 % der Bevölkerung. Wir haben für 0,06 % der Deutschen dänische Schulen, warum sollte es nicht türkische geben? Wir müssen unsere Minderheitenpolitik weg von »Multikulti« durchdenken, sonst fliegt uns unser undefiniertes Deutschtum bald einmal um die Ohren.
   Beispiele: Schweiz 4% Rätoromanen (Ladiner), allerdings bereits mehr Albaner! NZZ: »Damit sprechen in der Schweiz mehr Menschen Albanisch als Rätoromanisch (rund 39000), aber deutlich weniger als beispielsweise Italienisch (rund 576000).«; Südtirol mit deutschen und italienischen Schulen.

4. Im Rahmen der »Ehe für alle« die Vielehe standesamtlich zulassen. Für den Staat sind Solidargemeinschaften vorteilhaft, weil sie sich selbst helfen, statt nach dem Staat zu rufen. Das gilt auch für etwas größere Gemeinschaften als bloße Zweisamkeit. Zudem gehört es zu Religionsfreiheit.

5. Die 17 Kultusminsterien Deutschlands (16 Bundesländer, 1 Bundesministerium) zusammenlegen. Mit den Einsparungen könnten mehr Lehrer eingestellt werden. Vielleicht könnte man sie auch ganz abschaffen und so Konkurrenz zwischen den Schulen zulassen.
   Heute ist ein staatlicher Schuldirektor nicht einmal »Dienstvorgesetzter« der Lehrerinnen in seiner »nicht rechtsfähigen öffentlichen An­stalt« (z.B. Baden-Württemberg SchG §41–43). Privatschulen kriegen’s doch auch hin.

6. Die Polizeien zusammenlegen. Hoheitlich verfügt über das Gewaltmonopol in Deutschland das Ordnungsamt, die Ge­mein­de­po­li­zei (?), die bundesstaatliche Polizei, zwei Bundespolizeien (Bundeskriminalamt und Bundespolizei), die Polizei des Deutschen Bundestages und der Zoll – etwa bei Ar­beits­über­prü­fun­gen –: insgesamt 19 Polizeien laut Bundeszentrale für politische Bildung. Dabei denkt sie nicht einmal an etwa die »Feld­jä­ger« (Militärpolizei) oder die »Bundeswehr« (der Name ist inzwischen auch historisch). Mehr dazu in meinem Blog.  

7. Mehrere politische Ebenen abschaffen. Wir wählen heute 1. den Gemeinderat 2. im Bundesland 3. gesamtstaatlich 4. EU-Parlamentarier. Sie alle tun mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen (Stichwort Koaltionionsverhandlungen), was ihre Partei will und vertreten nicht ihre Wähler.

8. Die EU zugunsten von Regionalvereinigungen (kleiner) und oder der EWG (größer) auslaufen lassen. Hier ein ernsthafter Artikel zum Thema, Beispiel Tirol.

9. Neue Staaten und Regionen zulassen, Grenzverschiebungen möglich machen. Wir können nicht ewig 1945 festlegen, und tun das auch nicht (Tschechoslowakei, Deutschland …).  Warum durfte sich 1993 die Slowakei abspalten, Katalonien nicht?
   Dass sich Katalonien bei einer Sezession von Spanien aus der EU ausschließen würde, ist übrigens recht fraglich, wird aber immer wieder frech behauptet. Der Spiegel: »Verlässt eine Region ein EU-Mitgliedsland, verlässt sie automatisch auch die EU. Diese Regelung, 2004 eingeführt vom damaligen Kommissionspräsidenten Romano Prodi, gilt bis heute« – ist aber nicht begründet.

Genug für heute.

10. Was Katholisches. Die deutschen Bischöfe sollten 1. Frauen ordinieren, 2. Schwule und verheiratete Priester zulassen, 3. lle zur Kommunion zulassen, wie sie das heute schon bei Sündern tut, 4. Die Messe »öffnen«, 5. Sich mit den Protestanten vereinigen. – Deutschland hat (noch) 24 Millionen Katholiken. Rom wird sie nicht allesamt exkommunzieren, wenn sich die deutschen Bischöfe nicht an vatikanische Weisungen halten. Das Beibehalten von »für alle« in der Wandlung von Wein war meines Wissens bislang ihre einzige mutige Aufmüpfigkeit – und ist es trotz eines deutschen Papstes immer noch geblieben (http://www.spektrum.de/news/vernunft-und-glaube/1136062 und http://blogabissl.blogspot.de/2009/03/pro-multis-fur-viele-so-stand-das-fast.html).
   Hier aus der NZZ zum Thema »Priesterweihe für Frauen«: https://www.nzz.ch/meinung/das-verbot-der-priesterinnenweihe-ist-ein-antiquiertes-dogma-ld.1361616
   Wie wäre das, wenn die Messe nicht mit rhetorischen (und gut gemeinten, oft aber kitschigen) Verlängerungen immer mehr in die Länge gezogen würde. Und vor allem: Wenn man über die Predigt diskutieren könnte, gleich nach der Messe bei einem Glas Wein in der Kirche? Letzten Samstag besuchte ich die Abendmesse: 8 »Gläubige«, zwei Lektoren (?), eine Organist und als Priester ein veritabler Professor. Die Messe wird wirklich zum reinen Gottesdienst …  

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