6. Januar 2017

Quadratische Fotos

In den alten Tagen analoger Fotografie – so vor 2000 – gab es Mittelformatkameras. Sie nutzen Rollfilm, der Negative von 6 × 6 Zentimter ablichtete. Normal war Kleinbildfilm mit rechteckigem Format 24 × 36 Millimeter (= 8,64 cm²) dem heutigen Vollformat eines Sensors.  6 × 6 war viel teurer, schwerer, und vor allem größer: 36 cm², also über viermal größer und entsprechend schärfer, auch wenn’s noch keine Pixel gab sondern nur Korn.
   Als Schüler hatte ich eine Zeiss-Ikon-Nettar, eine 6×6-Klappkamera, relativ ungeliebt. Als Student stieg ich dann von einer hochgeschätzten Minox B (Negativ 8 × 11 mm = knapp 0,9 cm²) auf eine Standard-Mamiyaflex 6×6-Kamera um, die es bei Photo Porst am Tauentziehen für etwa 350 Mark gegeben hatte. Die habe ich dann jahrelang herumgeschleppt, mit zwei doppeläugigen Objektiven und dem Belichtungsmesser separat. Super. Ich habe beide noch.
   Doch zurück zum Format. 

Ich mache noch heute sehr gerne quadratische Bilder.
   1. Technisch nutzt man damit das stets runde Objektiv am besten aus. Das größte Rechteck, das in einen Kreis passt, ist nun einmal ein Quadrat …
   2. Quadratische Bilder wirken ruhiger. Sie stehen fester, sozusagen affirmativer. Wenn’s nicht gerade eine Landschaftsaufnahme in der Ebene ist, oder der Blick tief hinunter in ein Tal, so passt quadratisch fast immer. Achtet man ein wenig auf den Goldenen Schnitt (schlichter: die Drittelregel) und legt den Horizont nicht gerade in die Bildmitte, so bleibt trotzdem Spannung da. Auch die bekannte Dreieckskomposition funktioniert besser. Kontraindiziert sind Bilder für den Fernsehbildschirm oder (weniger) Smartphones.
   Hier frei herausgegriffen ein Beispiel, wobei das Bild gar nicht »qua­dra­tisch« aufgenommen sondern nur von mir nachträglich beschnitten worden ist. 
Schwarzweißoriginalbild  (bei mir 201612/Hof …). Anmutung meines Erachtens harmonisch, umrahmt.
Quadratisch beschnitten. Anmutung meines Erachtens konzentriert, sachlich fest, unverrückbar, “no nonsense”.

Freilich ist das Geschmacksache. Man sollte das in Ruhe an verschiedenen Sujets selbst ausprobieren. (Im zweiten Anlauf finde ich das Bild vordergrundlastig, nicht gerade optimitisch.)
   Grundsätzlich versuche ich immer, viel »Fleisch« am Bild zu lassen, viel Rand außenherum, weil ich die Bilder, bevor ich sie nutze, immer nachbearbeite. Besonders Weitwinkelbilder gewinnen oft sehr, wenn man sie an den Seiten bescheiden kann, weil dort die perspektivischen Verzerrungen am deutlichsten stören.
    Meine »Panasonic Lumix DMC-TZ61« hat extra eine quadratische Bildeinstellung (Seitenverhältnis 1:1) und 13,5 Mio. Pixel. Ich verwende, schon um die Pixelzahl zu reduzieren, fast immer 4:3 mit 5 Mio. Pixel,und selbst das ist eigentlich zu viel für meinen Bedarf. Dass das Bild hernach zum Quadrat beschnitten wird, daran denke ich einfach bei der Aufnahme und zoome weniger stark.
Abendstimmung in der Eifel. Hochkantpanorama, nachher gedreht
Wenn bei  mir ein Bild wirklich breit sein soll, so nutze ich den Pa­no­ra­ma­mo­dus, allerdings normalerweise hochkant! So bekommt man (noch) mehr aufs Bild, und die Perspektie stimmt meistens.

Siehe auch: 
   Stürzende Linien und Horizont – nach Gusto korrigieren.

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http://blogabissl.blogspot.com/2017/01/quadratische-fotos.html

1 Kommentar:

HvB hat gesagt…

Ritter Sport - quadratisch, praktisch, gut ...oder so ähnlich heißt und hieß es bei der bekannten Schokolade, die sich als strammer Kerl im Markt wirklich durchgesetzt hat, gegen allerlei Nachmacher übrigens.Hat eben was Endgültiges, diese Form. Und das ist leider auch ihre Schwäche bei Bildern. Bilder sollten "offen" bleiben, Geschichten erzählen und keine Stempel rein hauen. Zwei Augen haben wir üblicher Weise und sehen deshalb rechteckig breitformatig. Ein gutes Bild wird unser Gesehenes vermitteln wollen. Und deshalb bin ich fürs Rechteckige.