30. Januar 2016

In Israel: »getrennte Identitäten«

Plakat, das die Apartheid in Israel
anklagt, siehe Wikipedia
In Israel gibt es nur religiöse Trauungen und daher keine Möglichkeit für Partner mit unterschiedlicher Religion, eine Ehe einzugehen«, schreibt die NZZ und erzählt die Geschichte einer Jüdin und einem muslimischen Araber, die seit 18 Jahren zusammen sind. Ein sehr lesenswerter Artikel.
   Zutage tritt ein Apartheid-Regime – jedenfalls meiner Meinung nach. Allerdings definiere ich Apartheid (mit d bitte, da aus dem Holländischen, z. B. Freiheit = vrijheid) generell als ein künst­li­ches Separathalten. »Heute wird der Begriff manchmal auch als Synonym für rassistische Segregation im Allgemeinen ver­wen­det«, schreibt bereits vorsichtig die Wikipedia. Für mich müssen es nicht einmal »Rassen« sein, die da aus­ein­an­der­ge­hal­ten werden (sollen). Ich weiß gar nicht, ob Palästinenser und Juden verschiedene »Rassen« sind. Das tut auch dem Unrecht nichts zur Sache, wie wir uns überhaupt zurückhalten sollten, über Begriffe mehr als über die Sache selbst zu streiten.
   Die Wikipedia unterscheidet historisch vorsichtig zwischen der Apartheid in Südafrika, Apartheid, und der heutigen Auffassung von Apartheid als Verbrechen generell, Apartheid (Recht). Dort liest man: »Das Apartheid-Verbrechen wird in Art 7 Abs. 2 h des Römischen Statuts von 1998 wie folgt definiert: ›unmenschliche Handlungen ähnlicher Art wie die in Absatz 1 genannten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von einer rassischen Gruppe im Zusammenhang mit einem institutionalisierten Regime der systematischen Unterdrückung und Beherrschung einer oder mehrerer anderer Gruppen in der Absicht begangen werden, dieses Regime aufrechtzuerhalten‹«.
   Das Getrennthalten von Bevölkerungsgruppen hat es zu allen Zeiten gegeben, in guter und in schlechter Absicht. Ich erinnere mich noch, wie die Apartheid als ein Weg getrennter Gleichbehandlung idealisiert wurde, je weiter man von Südafrika weg war, desto intensiver. Dann kehrte sich die Völkermeinung um. Eine möglichst intensive Vermischung (Stichwort Multikulti) wurde propagiert.
   Zuweilen blicke ich »seitwärts« auf Südtirol, wo sich Deutsche und Italiener zusammengerauft haben, zu einem Zustand, den ich sehr schätze.
   Trennungen muss man, wie alles, aus ihrer Zeit heraus zu verstehen versuchen. Getrennte Schwimmbecken gibt es heute nicht mehr, getrennte Toiletten schon. Was gut ist und was schlecht, das muss man im Einzelfall für eine bestimmte Zeit und für bestimmte Verhältnisse immer wieder bedenken.
   So auch die Frage nach den Palästinensern in Israel.

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