21. Oktober 2013

Rechenschieber

Rechenschieber-Ausstellung im Arithmeum Bonn
19. 10. 2013 – 31. 5. 2014

Anlässlich der großen Rechenschieberausstellung ganz nahe bei uns im Bonner »Aritmeum« habe ich mich meiner letzten schönen Rechenscheibe besonnen, einer Sama & Etani Modell 200 E aus dem Jahr 1972, entwickelt wohl schon 1969..
   Das kam so. 1972 brachte Hewett-Packard den ersten Taschenrechner heraus, das Modell HP 35. Obwohl er damals fast 2000 DM gekostet hat, war die Nachfrage enorm. Auf einmal wollten scheint’s alle Leute auf acht Stellen genau rechnen, ein Unding, mit dem keiner von uns »gerechnet« hatte. Klassische Rechenschieber kosteten damals selten über hundert Mark, dafür kam man »nur« so auf zwei, drei Stellen Genauigkeit; vollkommen ausreichend für ingenieurmäßige Berechnungen.
   Die HP-Computerverkäufer, die ihre »Quote« erreichen sollten, stöhnten über die endlosen Kundengespräche über den HP 35. Einige hatten sich einen dieser neuen Taschenrechner zugelegt, wohl aus eigener Kasse, und blockierten sich damit jegliches Gespräch über HPs Tischrechner und Minicomputer. (Ich war damals »Systemanalytiker« bei den Minicomputern, in Cupertino, Kalifornien.) Jedenfalls wollte jeder bei HP »auch so einen Rechner haben«. Das ging natürlich nicht. Sie waren zu teuer, und Lieferfristen hatten sie auch. Ich sehe noch einen Herrn vor mir, der mir auf der Hannover Messe viertausend Mark bot, wenn ich ihm das Demonstrationsmodell verkaufe. Wir hatten so einen Spass am HP 35, dass wir ihn mit der Tastenseite auf den Teppichboden legten und drauftraten, um dessen Robustheit vorzuführen.
   Hewlett-Packard kam dann auf die eher schwachbrüstige Idee, und allen eine schöne Rechenscheibe zu schenken:
HP-Rechenscheibe Sama & Etani 200 E
Mehr darüber auf www.Siebenfahr.com/HPRechenscheibe.pdf, knapp 8 MByte.
   NB Noch eine Kuriosität zum HP 35. Wenige Wochen nach Produktion der ersten Stücke (unter Alex Sozonoff in Cupertino, Page Mill Rd.) entdeckte Bill Hewlett beim Herumspielen am Sonntag einen Rechenfehler im dekadischen Logarithmus. Rechnete man die Potenzen hoch und den Logarithmus zurück (oder umgekehrt, ich erinnere mich nicht so genau), dann kam nicht das heraus, mit dem man angefangen hatte. Auf Wunsch Hewletts wurden die fehlerhaften Geräte zurückgerufen. Das wird wohl der letzte “Recall” in der Geschichte der Taschenrechner gewesen sein. HP 35 History: http://www.hpmuseum.org/hp35.htm. Dort ist die Geschichte unter “Hewlett-Packard Integrity and 'The Bug'” mit ln und Packard kolportiert.

Siehe auch http://public.beuth-hochschule.de/hamann/sliderules/concise.html
Link hierher: http://blogabissl.blogspot.com/2013/10/rechenschieber.html

PS. Meine Rechenscheibe habe ich heute dem Arithmeum geschenkt.

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