1. Juli 2011

Nickelodeon oder larmoyante Gedanken im Alter

Es gehört sich nicht, darüber zu reden. Und doch denken vermutlich viele über 65 täglich kurz an den Tod. Schadet ja nichts, und merken tuts auch keiner. Für morgendliche Depressionen oder Gefühle, die das sein sollen, ein gefundenes Fressen. Alle sind aus dem Haus, um mich herum nur mehr etwas Geschirr, das ich wegräumen muss, vielleicht das Bett noch zu machen, und sonst der ganze liebe junge Tag vor mir. Zu tun gibt’s genug, mehr als genug, und doch bietet die morgendliche Anfangspause einen angenehm praktischen Tiefpunkt für Pessimismus. Wieviel geht da verloren, wenn ich nicht mehr sein werde!

Heute kam ich beim Wort Nickelodeon drauf, egal warum. Nickel, so erklärte ich geistig einem lauschenden Jüngeren, Carla vielleicht oder sonst jemandem, der sich die Weisheit meines Alters anhört, Nickel, das ist die kleinste Scheidemünze in Amerika, fünf Cent. Und wenn ich dann nicht verzweige zum Theme Scheidemünze, so geht’s weiter mit: »Odeon« wurden Kinos gerne genannt, volkstümliche Theater und so, ganz nach antikem Vorbild. Groschentheater würd’ ich sagen. Selbst mein Kino in Bozen hieß Odeon. Man sieht: Ich weiß sowas aus dem Stegreif (ohne h, das hätte ich fast vergessen). Ich weiß so viel: wie man einen Fahrradreifen flickt oder wie es sich anfühlte, wenn ich mir am Salzburger Bahnhof am Prägestreifenautomaten kleine Namensschilder aus Aluminium machte, so zirka 1955, wie eine Lenkradschaltung ging und ein paar Gedichte von Morgenstern, lauter so Zeugs, das dann ganz, oder einfach noch ein bisschen mehr vergessen ist, wenn ich nicht mehr bin. Eigentlich schade, denke ich dann, leicht larmoyant mein eigenes Nimmer-da-Sein antizipierend.

Und dann gehe ich hinauf zu meinem PC hier, gebe ein paar dieser Stichwörter in die Wikipedia ein, und siehe da, alles da. Ich kann getrost weitermachen, hier oder anderswo.

Die Bilder sind übrigens klickbar und geben dann ihre Quelle preis.