15. Februar 2009

»Der gute Mensch von Saratow«

So hieß wohl eine Sendung der Deutschen Welle im Jahr 2004. Gemeint war der katholische Bischof Clemens Pickel von Saratow an der Wolga. Ich bin durch die kleinen Morgen­andachten im Deutsch­land­funk auf ihn gestoßen. Seine Ge­schich­ten aus den Weiten Russ­lands und den Tiefen alter Frömmig­keit haben mich sehr berührt, zumal ich selbst einmal so eine Geschichte zu­sammen­gestellt habe, von der Frau in Hannover, für die der zweite Weltkrieg 49 Jahre lang gedauert hat.

Hier ein kurzer Lebenslauf Clemens Pickels (wie das Foto vom MDR übernommen):
• Geboren am 17. August 1961 in Colditz bei Leipzig
• Studium am einzigen Priesterseminar der ehemaligen DDR in Erfurt
• Kaplan in Kamenz, danach ein Jahr in Dushanbe in Tadshikistan
• 1991 wurde er Pfarrer von Marx an der Wolga
• Papst Johannes Paul II. ernannte Clemens Pickel am 23. März 1998 zum Weihbischof, wenig später wurde er Bischof
• Weihbischof für die Katholiken im südlichen Teil der Apostolischen Administratur in Moskau
• 2002 errichtete Papst Johannes Paul II. die Diözese St. Clemens, der Bischof Clemens Pickel vorsteht. Der Bischofssitz befindet sich in Saratow. In dem Gebiet der Diözese, das etwa viermal so groß ist wie Deutschland, leben rund 35.000 Katholiken in rund 57 Gemeinden. Es gibt rund 40 Priester und etwa 50 Ordensschwestern.

Von Clemens Pickel habe ich den Film gefunden, und eben seine Vorträge in Deutschlandfunk und im Mitteldeutschen Rundfunk. Ich empfehle seine Geschichten nachzuhören (anklicken) und nachzulesen (Link Text). Die Vorträge im MDR und DLF unterscheiden sich teilweise, die Geschichten sind dieselben. Hier die gesammelten Texte vom Deutschlandfunk.
1. Frau Stöcklein – die wolgadeutsche Großmutter
DLF: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/02/09/dlf_20090209_0635_9c065cd3.mp3
Text DLF: http://www.Joern.De/DLFPickelTexte.pdf
Text MDR: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/6045810.html
DLF-Morgenandacht Montag 9.2.2009, MDR 12.1.2009, Länge 4.28 Minuten

2. Die Ordensschwester
DLF: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/02/10/dlf_20090210_0635_9c072bfd.mp3
Text DFL: http://www.Joern.De/DLFPickelTexte.pdf
Text MDR: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/6047998.htmlDLF-Morgenandacht Dienstag 10.2.2009, MDR 13.1.2009, Länge 4:11 Minuten

3. Hilfe beim Schuhkauf
DLF: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/02/11/dlf_20090211_0635_ac07ae74.mp3
Text DLF: http://www.Joern.De/DLFPickelTexte.pdf
Text MDR: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/6052334.html
DLF-Morgenandacht Mittwoch 11.2.2009, MDR 14.1.2009, Länge 4.22 Minuten

4. Priestersuche
DLF: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/02/12/dlf_20090212_0634_4c081d70.mp3
Text DLF: http://www.Joern.De/DLFPickelTexte.pdf
Text MDR: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/6054869.htmlDLF-Morgenandacht Donnerstag 12.2.2009, MDR 15.1.2009, Länge 6.34 Minuten

5. Der Schatz im Acker
DLF: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/02/13/dlf_20090213_0634_ec089d45.mp3
Text DLF: http://www.Joern.De/DLFPickelTexte.pdf
Text MDR: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/6054873.html
DLF-Morgenandacht Freitag 13.2.2009, MDR 16. 1. 2009, Länge 4.26 Minuten

6. Ufa (Stadt in Russland, Mord an 187 Katholiken 1936)
DLF: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/02/14/dlf_20090214_0635_cc092d80.mp3
Text DLF: http://www.Joern.De/DLFPickelTexte.pdf
Text MDR: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/6059289.html
DLF-Morgenandacht Samstag 14.2.2009, MDR 17.1.2009, Länge 4.30 Minuten

Und hier »Der gute Mensch von Saratow«, Video, 26. Juli 2008, 30':

http://www.youtube.com/watch?v=FVG5kWQUa_k

Ein Interview mit u. a. Clemens Pickel vom 14. Januar 2009, 28':
[Juni 2013: Die Links hier waren nicht mehr aktuell, leider. Bitte versuchen Sie die Youtube-Adressen und suchen Sie auf Youtube selbst, etwa nach "Clemens Pickel". fj]

Bitte lasset mich wissen, wenn einer der Links nicht (mehr) funktioniert. Die Mailadresse Clemens Pickels habe ich im Internet gefunden, mag sie aber hier nicht wiedergeben. Hier sein Eintrag in der »Kathpedia«. Sein kommendes Buch, »Ein deutscher Bischof in Russland«, kostet zehn Euro. Es ist kein Tagebuch, eher eine Sammlung von Briefen an Freunde seit 1990 und erscheint am 6. März 2009.

Hier noch ein deutscher Film aus Russland aus dem Jahr 1998 (25'):
Das Kirchenschiff auf der Wolga – »Das Schiff Gottes«
http://www.youtube.com/watch?v=3Jpn5jqyIpg


6. Februar 2009

Das Entsetzliche an Bischof Richard Williamson sind nicht einmal seine Leugnungen, unter anderem vom Angriff der Japaner auf Pearl Harbour, den tödlichen Schüssen Lee Harvey Oswalds auf Kennedy, arabischen Terroristen beim Anschlag auf das World Trade Center – und den Gaskammern in den KZs – das Entsetzliche in diesem Interview vom 21. 1. 2009 ist sein kühl-technisches Insistieren, Gaskammern hätten faktisch anders gebaut sein müssen. Keine Spur des Grauens:



Ich habe diesen fernen Bischof, der den Papst hat stolpern lassen, bissl gegoogelt, was der Vatikan vielleicht nicht gemacht hat, oder einfach den fromm-theologischen Benedikt ins Messer hat laufen lassen.

Williamson sieht sich verfolgt von einer Ver­schwörung von »Möchte­ger­narchi­tekten einer neuen Welt­ordnung«, die »schon seit langem drei Welt­kriege geplant haben«, nach­zu­lesen zum Beispiel in seinem Brief vom 1. Oktober 2001 »World Trade Center, Geißel der Sünde«. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man ihn als humor­losen Spinner abtun, der sich einen ganzen Weihnachtsbrief lang damit aufhält, The Sound of Music (deutsch »Meine Lieder – meine Träume«) zu verteufeln, weil darin »Freund­lich­keit und Spass an die Stelle von Autorität und Regeln« gestellt wird. Ja, schreibt er da, »wenn einer kein Problem mit Sound of Music (1965) hat, wie kann er dann eines mit dem Zweiten Vatikanum (1962—1965) haben? Die zeitliche Übereinstimmung ist kein Zufall.« Und so weiter. Emotionloser lese man nach über ihn etwa in der Süddeutschen oder im Tagesspiegel.

Nur ist die Exkommunikation kein Mittel gegen Hirn­gespinste, und vergleichsweise sehen nicht einmal die zahlreichen gesetzlichen Holo­caust­leugnungs­verbote eine Ab­erkennung der Staats­bürgerschaft vor. Wenn, dann müssen wir uns schon mit den Inhalten auseinandersetzen (lesenswert der Wikipedia-Eintrag über die Piusbrüderschaft).

3. Februar 2009

… sondern erlöse uns von dem Übel.
(Vaterunser-Bild aus der Wikipedia. mod.)

Von einem Begräbnis zurückfahrend kamen die Gedanken auf die Erlösung, die uns der Tod sein soll. Der moderne Glaube führt uns in einen Himmel für alle, ins Licht, zu einem endlos liebenden Gott, oder wenigstens zu ewiger Ruhe. Doch die meisten glauben an gar nichts mehr, nicht an ein Leben nach dem Tod, und sie vermissen es nicht. Der Drang, erlöst zu werden, scheint gewichen zu sein, sofern man gesund und ohne Schmerzen ist. Wovon wollen wir denn erlöst werden? Was ist das Böse, das Übel, das so auffallend am Ende des wichtigsten Gebets der Christenheit steht?

Es muss ein Jammertal gewesen sein, das Leben in früheren, frömmeren Zeiten, unterdrückt von willkürlichen Herrschern, bedroht von der Natur, karg, mühsam und meist hungrig. Aus der düsteren Welt wünschte man sich heraus in einen Himmel, in ein Paradies. Alles Unrecht dieser Welt sollte nach dem Tod – oder spätestens am ›Jüngsten Tag‹ – gutgemacht werden im Fegefeuer oder gar der Hölle. Wir meinen hier, in unserem alten Europa, das Jammertal, das gäbe es nicht mehr, höchstens in fernen Ländern, für die wir dann gelegentlich sammeln. Warum beten wir dann noch »erlöse uns von dem Bösen«?

Heute früh beklagte sich ein Freund von mir über eine hartnäckige Abmahnung einer eifrigen Rechtsanwaltskanzlei, »hoffnungslos dieses Deutschland«, sagte er verärgert. Ich selbst beklage die staatliche Schuldenmacherei, das hartnäckige Besserwissen der Politiker, die Lobbykratie, die unnötigen Bundesländer, vieles, vieles mehr – das ich und keiner je wird verändern können. Und leben nicht mitten unter uns Frauen in Unterdrückung, verschleiert, von »Ehre« bedroht? Der Übel gibt es heute noch genug, hier. Wir sind machtlos, können höchstens dagegen »anbeten«.