13. August 2008

Ein Sprachtipp zwischendurch:

Wider den Stachel löcken

nicht (und ich schreibe das hoffnungsvoll für Suchmaschinen, wo wider den Stachel löcken richtig 637 Mal vorkommt):
wider den Stachel löken
(13×),
wieder den Stachel löcken (9×),
wieder den Stachel löken
(0×),
auch nicht mehr wider den Stackel löcken (2×) oder
wider den Stachel lecken.

Ochsen wurden mit einem spitzen Stock, einem Stachel, auf dem rechten Weg gehalten. Dagegen löcken, früher lecken, hieß sich widersetzen. Ursprünglich stammt das Bild aus der Apostelgeschichte in der Bibel. Die neueren Übersetzungen lassen zwar den Stachel drin, umschreiben aber das Löcken



Eine nette Erklärung fand ich in einem Bibelcenter für Kinder, wo auch dieses Bild her ist.

Lecken als mit den Füßen ausschlagen, hüpfen und springen ist ausgestorben. Auch dazu muss man bei Grimm nachsehen. Unter Punkt 4) meinen die Grimms (in ihrer typischen Kleinschreibung): der gebrauch dieses biblischen bildes hat sich bis heute erhalten, man wollte das verständnis des verbums schützen, indem man es auch läcken oder löcken schrieb (letztere schreibung in den bibelausgaben seit dem 17. jh.), und so von lecken lambere abhob

Apg 9,12 in der Lutherbibel 1912: Er aber sprach: HERR, wer bist du? Der HERR sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken.
Lutherbibel 1912: Da wir aber alle zur Erde niederfielen, hörte ich eine Stimme reden zu mir, die sprach auf hebräisch: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu lecken.
Apg 26,14: Wir alle stürzten zu Boden, und ich hörte eine Stimme auf Hebräisch zu mir sagen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es wird dir schwer fallen, gegen den Stachel auszuschlagen.

Sieht man im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm nach – Stichwort Stachel, Absatz 2) b) – , so findet man das Sprichwort bei Lessing sogar mit läcken, bei Schiller und anderen mit lecken. Die Herren konnten bei Rechtschreibfragen nicht im Internet nachsehen.

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