27. Juli 2007

Donnerstag, 26. Juli 2007 – Holzauszeige, Leyrer-Abend, Ankunft Max

Der Donnerstag war der Tag der Holzauszeige – für Laien: Auswahl und Markieren der zu fällenden (zu »schlagenden«) Bäume im Wald. Markiert wird durch kurzes Entrinden mit dem Beil an zwei Stellen, in Brusthöhe gut sichtbar und am Wurzelstock für die Ewigkeit als Nachweis, dass das Fällen dieses Baumes erlaubt gewesen war. Die Förster haben dazu ein kleines Beil mit hinten einem scharfen Siegel, der wie eine Punze eingeschlagen wird; ja, und eine »Kluppe« (wie eine riesige Schieb- oder Schublehre) zum Messen des Baumdurchmessers.

Kurz vor neun waren alle am Hof angetreten. Schmerzhaft gefehlt hat der verunglückte Dr. Paul Springer, sein Vater, der sonst immer dabei gewesen war. Auch Birte, meine große Tochter, war nicht hier; sie studiert.

Ja, und dann sind wir in zwei Autos in den Wald gefahren, was Carla, fünf, hernach wohl so kommentierte: »Die ›jungen Dinger‹ steigen in den Panda, die ›Prachtexemplare‹ in den Subaru«, wörtlich. Was wird das geben, wenn das Mädl erst älter ist ... Im Wald haben wir beim Luttertrögl die aktuellen Käferbäume und weitere, gesunde Bäume unterhalb und oberhalb der Straße ausgezeigt, 179 Festmeter (Abteilung 6). Dann sind wir – immer unter eifrigen Gesprächen über Schlägerungsformen – weiter zum Engen Tal hinaufgefahren, ich sogar mit Paulo bis hinauf zur S-Kurve am Höhenweg, dem oberen Ende des Schlags. Wir trafen uns etwas weiter unten. Kurze Diskussion, wieviele Bäume herauszunehmen sind. Wir haben dann hübsch das ganze Dreieck bis zum Italienerweg gemerkt, insgesamt 167 Festmeter (Abteilung 11).

Nun hatten wir einerseits genug Holz, um die geplante Schlägerung zwischen Italienerweg und Spöglerweg nicht mehr angehen zu müssen, es wäre dann gewiss zu viel geworden, und wer weiß, vielleicht kommt noch weiteres Käfer- oder Fallholz dazu, andererseits war die Zeit schon fortgeschritten. Also haben wir uns den geplanten Schlag dort nur angesehen, Dr. Broll war’s zufrieden: Er ist ein Freund der Morgensonne, legt die Schlägerungsschneisen (also auch das Seil) gern in dieser Richtung. Und da hat uns die Sonne gleich den Gefallen getan, in der geplanten Richtung zu scheinen! Insgesamt wird das Schlägern bei uns von Jahr zu Jahr schwieriger, die »Filetstücke« sind weg, wie Dr. Broll meinte.

Dann noch Gedenken an Dr. Paul Springer, der etwas weiter drin am Spöglerweg abgestürzt war († 18. August 2006), und Gespräche über Durchforstungen und kleine Dienstleistungen der Förster im Wald – beispielsweise für die Forstverwaltung Null zu Null ausgehende Durchforstungsübungen. So sind unsere vorjährigen Lärchenstangen beim Almwegbau in Reinswald gelandet.

Natur-Gedanken, ein Einschub

Mit Mario kam ich natürlich vom Hundertsten ins Tausendste, vor allem zur Frage der Waldbewirtschaftung, wie sehr Eingriffe in die Natur von den Medien und Menschen verteufelt werden, als sei die Natur, auf sich gestellt, gut, harmonisch und das eigentlich Erstrebenswerte. Käferbefall, Windbruch, vielleicht sogar Feuer, was tut’s, dann wächst dort halt später einmal Laubwald, und das ist gut für die Biodiversität. Als ob der Mensch, der sich seit Menschengedenken um den Wald kümmert, die Verantwortung dafür ablegen könnte, oder gar durch Nichtstun seine Hände in Unschuld waschen. Wer gar nichts tut, macht auch keinen Fehler, so die allgemeine Meinung. Warum wohl? Aus Angst, aus Angst vor Veränderung, schon gar aus gezielter, bewusster – oder gelegentlich verfehlter, was so oder so nicht ausbleibt. Man lernt nur durch Fehler. Wir haben hier Schläge, die so groß und vor allem breit sind, dass dort jahrelang Wiese wächst und sonst nichts. Dort kann nicht einmal geweidet werden, geschweige denn, dass unter dem Gras wieder Bäume heranwachsen könnten. Und dann die Klage um die Erhöhung der CO2-Werte, ähnlich panisch wie vor dreißig Jahren um das Waldsterben. Erhöhte CO2-Werte bedeuten Luftdüngung, die Pflanzen wachsen schneller. (Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert dazu am 24. Juli 2007 auf Seite T1 Mayeaux et al., 1997, Idso und Idso 2000, und berichtet von 33 bis 70 Prozent höherem Wachstum bei einem Anstieg des CO2-Gehalts um 100 ppm, allerdings auch den Biologen Ernst Beck aus seinem kommenden Buch mit der Aussage, die CO2-Konzentration habe im 19. Jahrhundert durchschnittlich 321 ppm betragen und sei in den letzten zweihundert Jahren schon dreimal, um 1825, 1857 und 1942, höher als heute gewesen, eine ›vorindustrielle Konzentration‹ von 280 ppm habe es nie gegeben. ›Es gibt keinen menschengemachten Treibhauseffekt‹.) Doch zurück zum Wald: Wir müssen uns darum kümmern und mit bestem Wissen und sorgsamer Vorausschau über Generationen versuchen, ihn zu erhalten und zu fördern. Das heißt nicht, dass die Baumsorten, die heute wachsen, genau so stehen bleiben müssen, überhaupt, dass alles beim Alten bleiben müsse, aber es heißt, dass wir überlegen, dass wir wissen, was wir für die Natur wollen.

... weiter im Tagebuch – Mittag in Bundschen

Nach der Auszeige sind wir, wie sich’s gehört, alle in Bundschen Mittag essen gegangen, auf Siebenfahr-Einladung. Gisela und die Familie haben, aus dem Dorf kommend, Michl und mich danach dort abgeholt. Freundliche Begrüßung mit den Förstern.

Der Nachmittag war »zu freier Verfügung«, zumal um sieben Leyrers angesagt waren (eigentlich Seebachers, Leyrer ist der Hofname). Gisela und Sylwia hatten grünen, Obst- und Kartoffelsalat gemacht, dazu Hackbällchen, Speck und Brot, die Kinder einen weiteren Tisch, Stühle und die Bank herausgetragen. Stephan brillierte mit Dialektimitationen, Leyrer Franz erzählte von seinem Jagdglück und von der Trockenheit, von seinem kleinen Wald, aus dem er alle Jahre ein wenig Holz entnimmt. Die Kinder – und dann Franz und I. liefen Stelzen. Als es dunkel wurde, holte I. seine Akkordeons herunter. Die Kinder tanzten; Leyrers hatten ihre neunjährigen Zwillinge Simon und Stefanie mitgebracht. Franz spielt besonders gut. Selbst Gisela, sonst kein Freund volkstümlicher Musik, war sehr angetan. Our Queen was definitely amused. Nachher saß Gisela noch lang Stephan in der Stube, jedenfalls so lang, bis gegen elf Max und Ulli mit Theresa (9) und Simon (7) samt Hund aus Wien angekommen waren. Emely geht nur mit ihrer Mutter schlafen, Carla war von sich aus ins Bett gegangen.

Keine Kommentare: